Thea und Theodor
Feb. 06, 2023

Vor einem Jahr haben mein Mann und ich uns entschlossen: Wir wollen Katzen aus dem Tierschutz bei uns aufnehmen. Zwei sollten es sein - damit sie sich Gesellschaft leisten können und keine sich allein fühlt, wenn wir bei der Arbeit sind. Auf Anfrage bei der Katzenhilfe bekamen wir Fotos von zwei "älteren Herrschaften" zugeschickt, ungefähr 10 Jahre alt und seit 3 Wochen auf einer Pflegestelle beim Tierschutz Ditzingen – ein Kater und eine Katze.


Niemand wollte sie haben – schon gar nicht beide zusammen - wohl weil sie neben ihrem schon leicht fortgeschrittenen Alter auch kleine „Schönheitsfehler“ haben: Thea hat ein Stummelschwänzchen, Theo hat fast keine Zähne mehr im Mäulchen.


Sie hatten kein sehr angenehmes Katzenleben hinter sich… Mit 10 anderen Katzen wurden sie in einem Messie-Haushalt gehalten, ohne regelmäßiges Futter, Katzenklos kannten sie nicht. Sie hatten Flöhe, Würmer, entzündete Zähne, waren hungrig und vernachlässigt. Auf der Pflegestelle wurden sie liebevoll aufgepäppelt und tierärztlich versorgt.


Als wir sie kennenlernten waren sie soweit gesund – nur scheu und verunsichert. Theo fauchte erstmal jeden an, der den Raum betrat, Thea saß schreckensstarr im sichersten erreichbaren Versteck, Streicheleinheiten ließ sie teilnahmslos über sich ergehen und fühlte sich ganz offensichtlich in menschlicher Nähe äußerst unwohl. Wie würde das Zusammenleben mit diesen beiden Tierchen wohl aussehen? Eine Zweck-WG mit reinem Versorgen? Streicheln verboten?

Theo überwand seine Scheu recht schnell, ließ sich bürsten, streicheln, spielte und wurde immer anhänglicher an „seine“ Menschen. Thea war anfangs jedoch ein Sorgenkind. Können Katzen Depressionen haben? Es schien fast so. Die meiste Zeit verbrachte sie in sicheren Verstecken, in der Kratzbaumhöhle oder auf dem Esszimmerstuhl unter der Tischdecke. Wenn Theo gestreichelt oder bespaßt wurde, schaute sie interessiert zu, machte selbst aber trotz wiederholten Versuchen unsererseits keinerlei Anstalten mitzumachen. Sie traute sich einfach nicht und schien in einem Konflikt zwischen einerseits Angst und Scheu den Menschen gegenüber (wer weiß was sie schon erlebt hat und wie sie ihren Schwanz verlor) und andererseits Eifersucht, dass der Kater offenbar mehr Zuwendung und Aufmerksamkeit bekam.

Immer wieder versuchten wir es geduldig mit vorsichtigem Streicheln und ganz viel leisem guten Zureden – und siehe da ganz langsam zeigte das über Wochen und Monate Wirkung und sie entspannte sich mehr und mehr, wurde zutraulicher und sicherer in ihrem neuen Revier. Zunehmend stellte sich sogar heraus, dass die kleine Katze es faustdick hinter den Ohren hat, sehr neugierig ist und den gutmütigen zahnlosen Kater ganz klar dominiert. Das „Mobbing“ legte sich zum Glück wieder durch ganz gleichmäßig verteilte Aufmerksamkeit unsererseits.

Inzwischen fordern beide ihre Schmuseeinheiten regelrecht ein und kaum liegt einer ihrer Menschen auf dem Sofa oder im Bett, machen sie es sich gleich auf dem Schoß und den Beinen gemütlich und schnurren um die Wette. Nachdem sie anfangs auch noch den kleinsten Krümel aus den Tellerchen geschleckt hatten, haben sie inzwischen gemerkt, dass sie sich auf regelmäßiges Fressen verlassen können und es bleiben auch mal Reste von nicht ganz so beliebten Futtersorten im Schälchen übrig.


Wir haben es trotz Anfangsschwierigkeiten nicht bereut und sind froh die beiden bei uns zu haben. Wir haben sie sehr schnell ins Herz geschlossen – und bilden uns ein, sie uns auch!

Es lohnt sich so sehr, auch älteren Tieren eine Chance zu geben. Die beiden wirken oft so dankbar, gerade weil sie das Leben auch ganz anders kennengelernt haben. Man bekommt so viel Freude und Zuneigung zurück!

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